Sediqullah leidet seit seinem Kleinkindalter an einer chronischen Knocheninfektion (Osteomyelitis) des Beckens, des rechten Oberschenkelknochens und Hüftgelenkes durch resistente MRSA-Bakterien. Die langjährige Infektion führte zu massiven Schäden: Knochenzerstörung, einer acht Zentimeter verkürzten und nach oben verlagerten Oberschenkelposition, einer zerstörten Hüfte ohne Gelenkpfanne, einer fixierten Beugefehlstellung sowie starken chronischen Schmerzen. Frühere Operationen in anderen Kliniken brachten keine nachhaltige Besserung.
Das Friedensdorf International wandte sich daher an das Sophien- und Hufeland-Klinikum, dessen orthopädisches Ärzte-Team bereit seit Jahren persönliche Erfahrungen im Rahmen humanitärer Einsätzen in Afrika sammeln konnte. Die dort von den Weimarer Ärzten erworbene Expertise im Umgang mit schweren Infektionen, komplexen Fehlstellungen und schwierigen Ausgangssituationen kam auch Sediqullah zugute.
Erstuntersuchung zeigte dramatische Befunde
Bei der Aufnahme in Weimar war Sediqullah deutlich untergewichtig: 21 Kilogramm, immungeschwächt, schwer infiziert. Röntgenbilder zeigten eine zerstörte Hüftstruktur und massive Deformierungen.
Unter der Leitung von Chefarzt PD Dr. Kluge (Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie) und Chefärztin PD Dr. Kristin Kipp (Kinderklinik) erhielt er zunächst eine umfassende Stabilisierungs- und Ernährungstherapie, spezialisierte Antibiotika sowie tägliche physiotherapeutische Betreuung.
Anschließend erfolgte eine komplexe Operation. „Wir sahen die Erfolgschance, aber es ist besser gelaufen, als geplant“, berichtet Chefarzt Dr. Kluge nun. Er und Oberarzt Dr. Lars Flemming, die beide Sediqullah operierten, verfügen über langjährige Auslandserfahrung in Afrika in der Behandlung schwerster Infektions- und Unfallverletzungen. „Die Fälle, die wir in Afrika behandeln, sind oft extrem fortgeschritten. Diese Einsätze haben uns gelehrt, kreativ, flexibel und gleichzeitig absolut präzise zu arbeiten. Genau diese Erfahrung hat uns bei Sediqullah enorm geholfen“, erklärt Dr. Kluge.
Neue Hoffnung für die Zukunft
Sediqullahs Zustand stabilisierte sich im Klinikum Weimar deutlich. Die Beinlängendifferenz konnte verringert und die zuvor stark deformierte Extremität neu ausgerichtet werden. Zudem ist er schmerzfrei und konnte einige Kilo an Gewicht zulegen.
Das Weimarer Klinikteam ist von dem Jungen beeindruckt, der sehr gut deutsch spricht. Er sei „erstaunlich leidensfähig und wirklich hart im Nehmen“ und habe durch seine große Disziplin maßgeblich zu seinem Behandlungserfolg beigetragen.
Bei seiner Verabschiedung präsentierte Sediqullah stolz seine Fortschritte: schmerzfrei, aufgerichtet und in der Lage, selbstständig längere Strecken, unter anderem die halbe Strecke um das Klinikgelände, zu bewältigen – ein Zustand, der vor wenigen Wochen noch unvorstellbar war.
Nach sechs Wochen erfolgreicher Behandlung wird Sediqullah jetzt zunächst in das Friedensdorf International zurückkehren, wo seine Rehabilitation weitergeführt wird.
Im Januar 2026 soll er erneut nach Weimar zurückkommen, um weitere geplante operative und therapeutische Schritte zu gehen, die seine langfristige Genesung sichern sollen. Für den zwölfjährigen Jungen bedeutet die Therapie in Weimar eine neue Perspektive – die Chance auf ein Leben ohne ständige Schmerzen und ohne die drohende dauerhafte Behinderung.
Die Zusammenarbeit zwischen dem Friedensdorf International und dem Sophien- und Hufeland-Klinikum besteht seit über zwei Jahrzehnten. Das Klinikum stellt in humanitären Fällen nicht nur seine medizinische Expertise, sondern auch alle erforderlichen Ressourcen und die vollständige Kostenübernahme zur Verfügung.